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Züricher Mitbringsel

Liebe Wagner-Freundinnen und -Freunde,

zurück aus der Schweiz und von zwei weiteren Besuchen in einer Stadt, in denen es um je eigene Wagner-Aspekte ging, melde ich mich endlich zurück.

Ja, die Schweiz – Wagner lebte insgesamt neun Jahre in Zürich, schrieb dort seine bedeutenden, nicht zufällig nach der Stadt benannten „Kunstschriften“, Rheingold, Walküre und die ersten beiden Siegfried-Akte, die ersten beiden Tristan-Akte und allerhand reizende Kleinigkeiten. Ich bedanke mich also bei den Freunden von der Schweizerischen Richard-Wagner-Gesellschaft für die Einladung(en) in die wunderschöne Limmat-Stadt – wo Wagner u.a. eine Polka schrieb: ein Tänzchen für Mathilde Wesendoncks Schwester, WWV 84. Wagner komponierte die Polka für Klavier, hier können Sie sie – in einer Bayreuther (!) Aufführung – in einer Orchesterfassung hören:

Unterhalb dieser Komposition hat Wagner 1854 eine weitere Notenzeile platziert – und sie mit den Worten „dummer Jung“ versehen.

Es ist dies ein typisches Zürcher Stück, denn Wagner brachte den Ländler in Zusammenhang mit dem Sechseläuten. Und was ist nun das „Sechseläuten“ (Sächsilüüte)? Es handelt sich um einen Feuerbrauch bzw. ein Frühlingsfest in Zürich, das in der Regel jährlich Mitte oder Ende April stattfindet. Im Mittelpunkt steht ein Böögg, ein mit Holzwolle und Knallkörpern gefüllter künstlicher Schneemann, der den Winter symbolisiert und planmäßig vernichtet wird. Der Name leitet sich vom Schlagen der zweitgrößten Glocke des Großmünsters ab, die gemäß Ratsbeschluss von 1525 nach der Tagundnachtgleiche abends um 6 den für das Sommerhalbjahr gültigen Feierabend verkündet.

Wer Zürich kennt, wird das Opernhaus kennen – und den Platz, an dem es liegt: den Sechseläutenplatz.

Nun wird es spannend – denn das Sechseläuten und andere Schweizer Ereignisse und Eigenheiten wurden von Wagner noch Jahre später erinnert, als er „Die Meistersinger von Nürnberg“ konzipierte. Marcus Schneider schrieb:

Wagner sah dort Meister im Ornat aufziehen, Gesellen, Lehrbuben. Sogar die Bezeichnung «Beck» im dritten Akt für die Bäckerzunft ist schweizerdeutsch. Zweitens ehrte Zürichs Bevölkerung Wagner im Mai 1853 mit einem Fackelzug und Chorgesang vor seinem Fenster am Zeltweg. Der Matrosenchor erklang, Wagner musste in einer Rede antworten, tat es, indem er sagte, er hätte diese Ehre nicht verdient, hoffe sie aber zu rechtfertigen. Hans Sachs auf der Festwiese wird dereinst sprechen wie Wagner hier in Zürich:

Euch macht ihr’s leicht, mir macht ihr’s schwer,
gebt ihr mir Armen zuviel Ehr’ …

In diesem Sinne:

Grüezi!

Frank Piontek

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