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Wagner und Verdi

Liebe Opernfreundinnen, verehrte Opernfreunde,

lese ich doch folgende Sätze:

„‚Falstaff‘ verwirklicht alles, was Wagner in den ‚Meistersingern von Nürnberg‘ gewollt und nicht zusammengebracht hat, und das ist viel.“ Unverschämtheit! Das ist bodenlos! Boodenloos!

Im Ernst: Der böse Bube, der sich eine derartige Meinung leistete, hieß Hans Weigel und gehört zu den wunderbaren Selbst-Denkern, der viel für die österreichische Literatur (und manches gegen Brecht u.a.) bewirkt hat. Seine Zuneigung zur Musik, insbesondere zu Beethoven, auch zu Haydn und Verdi, manifestierte sich in seinem 1965 veröffentlichten,
liebevollen und schwer polemischen, haltlos subjektiven und
hochintelligenten Buch „Apropos Musik“, das ich jedem Musikfreund nur ans Herz legen kann – obwohl und weil er gelegentlich zu Urteilen findet, die, wie gesagt, radikal subjektiv sind.

Hans Weigel, österr. Schriftsteller und Kritiker im Kaffeehaus. Photographie. 1962

Also „Falstaff“ und „Die Meistersinger“. Dass die beiden Werke
vielleicht doch mehr verbindet als trennt, darauf kommt man, wenn man schon die strukturellen Ähnlichkeiten (die Finali der zweiten Akte, die Weltbetrachtungsmonologe von Sachs und Falstaff zu Beginn der dritten Akte, die gemeinsame Quelle des „Midsumemrnightdreams“ von „Shakespeare“ alias Edward de Vere, 17. Earl of Oxford) bedenkt. Man lese nur den instruktiven Beitrag von Johannes Schild in: Verdi & Wagner. Kulturen
der Oper, hrg. von Arnold Jacobshagen. Köln 2014, S. 112-149: „Heitere Spätblüte. ‚Falstaff‘ und ‚Meistersinger‘ gegenübergestellt“.

Übrigens hat Edgar Istel (1927 im Jahrbuch der Deutschen
Shakespeare-Gesellschaft in einem Beitrag über Verdi und „Shakespeare“ alias etc.) den „Falstaff“ mit einem anderen Wagnerwerk verglichen: dem „Parsifal“, also dem anderen „Weltabschiedswerk“ (wobei Verdi nach seiner letzten Oper noch ein paar schöne geistliche Vokalwerke komponierte). Ergebnis: „Wagners Kunst war eine rein persönliche und ist darum keiner weiteren Entwicklung fähig. Verdis letzte Kunst ist universell, an keine Zeit und keine Nation gebunden.“

Das ist bedenkenswert, oder?

Edgar Istel

Wenn Sie mehr über einen neuen NÜRNBERGER „Falstaff“ erfahren wollen, können Sie sich meine Rezension (leider mit dem Foto eines anderen Stücks garniert) zu Gemüte führen:

Und wenn Sie wissen wollen, wie der Kampf zwischen Wagner und Verdi ausgegangen ist, werden Sie daran viel Freude haben:

Mit besten Grüßen

Ihr Opernfreund

Frank Piontek

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