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Wagner und Strauss (Johann)

Liebe Musikfreunde,

kurz nach dem neuen Jahresbeginn – natürlich wünsche ich Ihnen und uns allen ein GUTES Jahr – ist es nicht zu spät, sich an „Die Fledermaus“ zu erinnern. Wer das Glück hatte, an Sylvester oder drumherum wieder die geniale Operette zu erleben, wird zu Beginn des 3. Akts die Reminiszenz an die Beckmesser-Pantomime bemerkt haben. Strauss (oder sein musikalischer Assistent Richard Genée) und Wagner verbindet also wesentlich mehr als die bekannte Liebe des Musikdramatikers zu den Walzern der Strauss-Familie.

Auf eine interessante Verbindung zwischen der „Fledermaus“ und einem Bühnenwerk Richard Wagners kommt man, wenn man zu einem kurzen Theatertext des großen Wiener Schriftstellers, Erotomanen und Arztes Dr. Arthur Schnitzler greift, dessen Schauspiele „Das weite Land“, „Der Reigen“ und „Professor Bernhardi“, nicht zu vergessen der Anatol-Zyklus, nach wie vor zu den besten dramatischen Erzeugnissen der vorletzten Jahrhundertwende gehören. 1901 veröffentlichte der Dichter nun den Dialog „Sylvesternacht“. Wieder geht es um Beziehungsschwierigkeiten vor dem Panorama der upper class. Agathe, so heißt die Heldin, hat zugunsten weltlicher Reichtümer auf das Glück der Liebe verzichtet – und gerät im Gespräch mit einem jungen Mann namens Emil der vielleicht ihr Liebhaber werden könnte, ins Grübeln, doch nach einem wie zufällig wirkenden Kuss trennen sie sich.

Agathe und ihr Mann Fritz und Emil – die Dreierkonstellation steht, wenn man Wagnerianer ist (und Wagnerianismus war anno 1900 sowas von en vogue), immer unter dem Stern, dem auch Thomas Mann eine Erzählung mit dem extrem eindeutigen, wenn auch im Hinblick auf die Situation vielleicht doch ein wenig ironisch gemeinten Titel Tristan gewidmet hat. Auch Schnitzlers Sylvesternacht hat es mit dem opus metaphysicum zu tun – freilich auch in leicht humoristischer Manier: „Oh“, sagt Emil da über Agathes gerade klavierspielenden Mann, „er fängt immer mit Tristan und Isolde an, aber es wird immer wieder die Fledermaus“. Und ein paar Zeilen später: „Wie sich der König Marke allmählich in den Rentier Gabriel Eisenstein verwandelt hat. (Trällert mit) ‚O je, o je, wie rührt mich dies…'“

Parodieren aber kann man nur das, was wirklich gut ist – so wie Tristan und die Fledermaus. bzw. Marke und Rosalinde.

Und wenn Sie sich an den Wagner in der „Fledermaus“ erinnern wollen, dann schauen Sie einfach in die klassische, von Otto Schenk inszenierte Aufführung der Wiener Staatsoper hinein (ab 1:59:00: https://www.youtube.com/watch?v=g2fLDG4TX6g) – und genießen nebenbei den unvergleichlichen Helmut Lohner, dessen Frosch ich noch, in der so ähnlichen Berliner Inszenierung, in den 80er Jahren an der Deutschen Oper Berlin erleben durfte.

Beste Grüße

Ihr Frank Piontek

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