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Wagner-Kongress München

Liebe (auch und gerade) Münchner Wagner-Freunde,

morgen also – morgen geht’s nach München, wo der internationale Wagner-Kongress stattfinden wird. Schon morgen nachmittag habe ich das Vergnügen, des Meisters lyrische Texte, die er für Ludwig II. schrieb, zu rezitieren, am Freitag spreche ich dann um 13.30 am selben Ort, im schönen Künstlerhaus am Lenbachplatz, über veröffentlichte und unveröffentlichte und mehr oder weniger (meist weniger) bekannte Dokumente, die den König und seinen Komponisten betreffen, um mit ihnen einige Leitmotive dieser komplexen Beziehung en detail zu beschreiben. Den Anfang des Vortrags, in dem es natürlich um das Geld, the money, l’argent gehen muss, können Sie schon mal lesen.

Womit ich mich erst mal in den Süden verabschiede

Ihr Frank Piontek

I. Das Geld

1913 schuf Karl Goetz, der seit 1904 in München lebte, seine erste Wagner-Medaille. Sie zeigt, traulich vereint, Wagner und Ludwig II., womit wir schon bei einem Thema sind, das als Leitmotiv im Leben Richard Wagners gelten kann – nicht nur, aber besonders in Hinblick auf die Beziehung zum König: das Geld, Wagner als „Pumpgenie“. Mehrere Quittungen zeugen von diesem Verhältnis, einige wurden veröffentlicht, wenige im Bild faksimiliert. Am 9. Mai 1864, also nur fünf Tage nach dem Empfang Richard Wagners in der Münchner Residenz, unterschreibt er für die Königlich Bayerische Kabinettskasse eine Quittung, deren Original verschollen ist (A 224, eine Abschrift befindet sich im Bayerischen Hauptstaatsarchiv): Viertausend Gulden habe ich heute aus der Kabinetts-Kasse Seiner Majestät des Königs erhoben und bescheinige ich hiermit deren Empfang. Bei diesem Dokument handelt es sich um ein sogenanntes Doppelautograph, denn der König selbst hat die Zahlung durch seine Unterschrift genehmigt.

40.000 Gulden: dies war der Betrag, den Cosima Wagner Mitte Oktober 1865 in einer berühmten Transaktion entgegennahm, als sie das Geld in hartem Bargeld, also in zwei großen Säcken, nicht in leichtem Papiergeld von der königlichen Kasse abholen musste. Der Brief, den Wagner am 20. Oktober an die Königliche Kabinettskasse schrieb, bittet um die Übergabe an Frau Baronin von Bülow, da er wegen Unwohlsein sich nicht persönlich einfinden könne – ein unbekannter Schreiber hat mit dem Zusatz viribus unitis = 2 fiaker einen Kommentar abgegeben, der das von Wagner erst recht provozierte Unwohlsein im Sinn des Münchner Stadtspotts ironisch glossiert und aus dem Dokument ein in Goetheschem Sinne wahrlich bedeutendes macht. Die Quittung, die zu dieser Szene gehört, ist nicht überliefert; der Brief selbst wurde nicht, wie zu erwarten, von Otto Strobel in seinem monumentalen Ludwig/Wagner-Briefwechsel veröffentlicht, sondern einige Jahre später, nämlich 1943 in seinem Aufsatz über Richard Wagner und die Königlich Bayerische Kabinettskasse.

(…)

Frank Piontek, München, 15.10. 2021, 13.30

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