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Die Tannhäuser-Ouverture und ihr Vortrag

Liebe Musikfreunde,

vor 169 Jahren, am 30. Oktober 1852, schrieb Wagner den Text zu einem Inserat für eine Musikzeitschrift:

Diejenigen musikalischen Dirigenten, welche eine Aufführung meiner Ouverture zu Tannhäuser im Konzert beabsichtigen, ersuche ich wegen einiger Mitteilungen, die ich ihnen in Bezug auf eine solche Aufführung zu machen habe, sich an mich wenden zu wollen.

Der Text wurde denn auch im 37. Band der Neuen Zeitschrift für Musik publiziert; später fand er Eingang in den 16. Band von Wagners Sämtlichen Schriften und Dichtungen. Laut WBV ist das Original verschollen, doch wer sucht, findet das Original bei Kotte Autographs im Netz. Man kann‘s übrigens noch erwerben.

Weniger interessant als die Hinzufügung eines Kommas ist die Formulierung des Satzes, der bis in die letzte Nuance komponiert wurde. Schon die Aufforderung an die musikalischen Dirigenten entbehrt ja nicht eines Witzes, der sich nur dem erschließt, der die Broschüre Über die Aufführung des Tannhäuser und die Programmatischen Erläuterungen zur Aufführung der Ouvertüre zu Tannhäuser studiert hat – und wer es nicht tat, sollte durch Wagner ein Exemplar der Broschüre geschickt bekommen. Am 14. Januar des folgenden Jahres sollte Wagner in der NzfM den Ausschnitt Über den Vortrag der Tannhäuser-Ouvertüre aus Über die Aufführung des Tannhäuser zusammen mit den Programmatischen Erläuterungen drucken lassen. Ein potentieller Dirigent konnte da lesen:

Das Thema, mit welchem dieses Tonstück beginnt, wird von den vortragenden Blasinstrumenten sogleich richtig verstanden werden, wenn der Dirigent darauf hält, dass von Allen auf dem richtigen Melodieeinschnitte gleichmäßig zum Atmen abgesetzt wird; dies trifft jedesmal vor dem Auftakte zum guten Takt des Rhythmus, also zu dem dritten, fünften, siebenten u. s. w. der Melodie…

Wagners Anweisungen waren wohl nötig. Empfehlung: Lesen Sie sich Wagners Anweisungen durch und vergleichen Sie sie mit einigen Einspielungen der Ouvertüre. Die Beobachtungen dürften interessant sein.

Beste Grüße

Frank Piontek

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