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Nymphenburg

Liebe München-Freunde,

Aber dort, dort – in dem sanften Nymphenburg, wohin ich mich so oft zu einsamen Wanderungen aufmachte – dort war Er geboren, der mir mehr als Deutschland und die ganze Erde ist.

So geschrieben in Tribschen, am 5. September 1866, gerichtet an IHN, der eben dort geboren wurde: in Nymphenburg.

Nun fiel mir letzte Woche bei einem neuerlichen Besuch im herrlichen Nymphenburger Schloss etwas auf, was Ludwig II. und Wagner vielleicht selbst im Überschwang als „Schicksal“ oder als Prophetie bezeichnet hätten: dass der Kronprinz am 25. August 1845 in einem Zimmer (dem Schlafzimmer der Königin Marie) auf die Welt kam, in dem es vor SCHWÄNEN nur so wimmelt. Denn die Erstausstattung des Raums, die sich dort erhielt, also das 1815 bis 1817 hergestellte Mahagonimobiliar aus der Hofschreinerei Melchior Francks, zeigt uns bei den Stühlen und beim Sofa jene Tiere, die Ludwig spätestens seit 1861 umgeben sollten; die erste Oper, die er sah, war bekanntlich Lohengrin – mit dem bekannten Ergebnis.

Schon sieben bis neun Jahre zuvor, nämlich kurz vor 1808 tauchten die Vögel bereits im Vorzimmer der Königin auf, wo wir sie bis heute als Vorhangstangen ge- oder besser: missbraucht sehen.

War Wagner auch hier? Er war. Wir wissen‘s aus einem Brief, den er am 7. September 1865 seinem größten Gönner schrieb:

Dann, um 4 Uhr, fahre ich schnell, um mich von Niemand erkennen zu lassen, in die Umgebung hinaus, um dort einsam zu promenieren. Mir bleibt gewöhnlich nichts übrig als – der große Park von Nymphenburg.

Was sonst noch an Ludwigiana auffiel an diesem Wochenende in der Stadt, die der König inbrünstig hasste, war vergleichsweise klein, aber – man muss das so sagen – fein. In der Staatlichen Münzsammlung, diesem erstrangigen Raritätenkabinett in der Münchner Residenz (in welch Letzterer Wagner zum ersten Mal den König traf), werden, natürlich, auch einige Münzen ausgestellt, die unter Ludwig II. geprägt wurden. Ich stelle mir vor, wie Wagner diese Gulden und die anderen Stücke in die Hände nahm…

Und Schwäne kann man noch heute reichlich in Nymphenburg entdecken.

Also: München ist immer wieder eine Reise wert – man wird, wenn man genau hinschaut, immer wieder etwas Neues, Altes sehen.

Beste Grüße

Frank Piontek

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