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Wagner und Fellini

Liebe Film-Freunde,

Wagner und das Kino – auch dieses Thema ist ein unendliches. Also gerade hineingeschaut in nur eines von vielen Beispielen; dass der Ritt der Walküren auch Filmgeschichte schrieb, ist spätestens seit der eigentümlichen und radikalen Verwendung in Francis Ford Coppolas Apocalypse now bekannt. Doch wurde er schon lange vorher in Filmen, als Filmmusik, eingesetzt, so z.B. in einem Meisterwerk Federico Fellinis. 8 ½, gedreht im Jahre 1962, gilt als einer der bedeutendsten Filme der Nachkriegszeit, ja: der Filmgeschichte.

Fellini hat damals eine sog. Schaffenskrise genutzt, um eben diese Krise in einem Film als Film zu zeigen, konkret: als Phantasmagorie eines Regisseurs namens Guido, der von Fellinis alter ego Marcello Mastroianni kongenial gespielt wurde. Ein ausgeführtes Drehbuch lag damals nicht vor, aber bei Drehbeginn war zumindest klar, welche Komplexe (im wahrsten Sinn des Wortes…) der Film abbilden würde. Kurz nach Beginn begeben wir uns also mit Guido in ein fantastisches Kurbad. Fellini hat diese Sequenz nicht mit der wunderbaren Musik „seines“ Komponisten Nino Rota unterlegt, sondern mit der Ouvertüre zum Barbier von Sevilla – und eben dem Ritt der Walküren. „Er hebt“, schrieb Deena Boyer 1962 in Die 200 Tage von 8 ½ oder Wie ein Film von Federico Fellini entsteht (Rowohlt 1963: Doppelte Empfehlung), „die Arme wie ein Dirigent und die Trompetenklänge des Walkürenritts erheben sich über den Wald: Der Vorhang wird sich über einem dramatischen und erhebenden Schauspiel erheben. Aber nein! Fellini beabsichtigt damit nur einen Angriff auf unsere abgestumpften Reflexe. Wagners Fanfaren sollen ein absurdes Gegengewicht der Großartigkeit zu dieser Szene friedlicher Langweile abgeben.“ Man könnte auch mit Freud sagen, dass Musik dann „polymorph pervers“ ist, wenn sie mit jeweils anderen Bildern gekoppelt wird. Seien Sie / seid sicher: „Es“ klappt immer.

Denn was herauskam, war großartig – auf schier fellineske Weise: https://www.youtube.com/watch?v=U8B9t99T39k

Womit ich Sie herzlich grüße.

Frank Piontek, aficionado del cinema

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