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„Bappe“ und „Brünne“

Liebe Ring-Freunde,

der Text des Ring gilt als sprachlich verschwurbelt, was auch daran liegt, dass Wagner jede Menge mittelalterlicher Worte so zum Leben erweckte wie Siegfried die Brünnhilde. Tatsächlich hat er nichts weiter gemacht, als mit sehr viel Fantasie fast abgestorbenes Sprachgut lebendig zu machen – doch Missverständnisse konnten bei dieser Art von Über-Setzung nicht ausbleiben. Schaut man sich Wagners Wörter genauer an, merkt man erst, auf welchen Grundlagen die Begriffe einst entstanden – und wo sie immer noch in lebenden Sprachen gesprochen werden.

Per exemplum: Bappe und Brünne.

Bappe

„Mit Bappe back ich kein Schwert“, ruft Siegfried seinem Ziehvater zu. Wer „Bappe“ für die sächsische Form von „Pappe“ hält, irrt sich, denn „Bappe“ leitet sich vom lateinischen „pappa“ – das noch im italienischen „pappa“ erhalten ist – ab und bedeutet wörtlich „Kinderbrei“, bezeichnet also, wie schon im mittellateinischen „pappa“, einen dicken Mehlbrei zum Essen. Das Wort erscheint spätestens im 16. Jahrhundert. „Bappe“ kann aber auch den Kleister des Buchbinders und Schuhmachers bedeuten. Vielleicht meint Wagner eher letzteren Begriff, denn er wird auch in alten Leipziger Mundart-Lexika genannt. Zumindest ist klar, was „Bappe“ bei Wagner heißt: dass Mimes Schmiedetechnik genauso defizitär ist wie seine Kochkünste.

Brünne

Brünnhilde heißt auch deshalb Brünnhilde, weil sie eine Brünne trägt, die ihr von Siegfried – in jedem Sinn des Wortes – gebrochen wird. Gewöhnlich wird das Wort als „Schutzharnisch“ übersetzt. Es leitet sich ab vom gotischen „brunjo“, althochdeutsch „prunia“ und „prunna“. Auch im böhmischen „brne“ wird die farbliche Bedeutung offenbar, denn „brinnen“, verwandt mit „braun“ (ursprünglich auch „leuchtend“ und „glänzend“ meinend), bedeutet „leuchten“. „Nicht Brünne noch Panzer barg meinen Leib: mir in die Brust brach nun die Lohe“: So beschreibt Siegfried seine Liebesverwirrung angesichts der Frau, der er die Brünne brach, um selbst im inneren leuchtenden Feuer, also unbeschützt von einer Brünne, zu erglühen.

Soviel aus philologischer Sicht.

Beste Grüße

Ihr Frank Piontek

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