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Hymnen an die Nacht

Novalis

Liebe Literatur-Freundinnen und -Freunde,

1. Vor genau 250 Jahren wurde Friedrich von Hardenberg geboren, besser bekannt unter seinem Künstlernamen „Novalis“.

2. Er lebte und starb 1801 in Weißenfels, wo 1774 eine gewisse Johanna Rosina Pätz zur Welt kam – für Kenner: die spätere Mutter Richard Wagners – und wo sich heute das Zentrum des Richard-Wagner-Zentrums Mitteldeutschland befindet: https://richard-wagner-zentrum.de/richard-wagner-in-sachsen-anhalt/#weissenfels

3. Wagner dürfte mindestens von einem Werk des Dichters inspiriert worden sein: von den Hymnen an die Nacht. Per exemplum: Die 2. Hymne:

Muß immer der Morgen wiederkommen? Endet nie des Irdischen Gewalt? Unselige Geschäftigkeit verzehrt den himmlischen Anflug der Nacht. Wird nie der Liebe geheimes Opfer ewig brennen? Zugemessen ward dem Lichte seine Zeit; aber zeitlos und raumlos ist der Nacht Herrschaft. – Ewig ist die Dauer des Schlafs. Heiliger Schlaf – beglücke zu selten nicht der Nacht Geweihte in diesem irdischen Tagewerk. Nur die Thoren verkennen dich und wissen von keinem Schlafe, als den Schatten, den du in jener Dämmerung der wahrhaften Nacht mitleidig auf uns wirfst. Sie fühlen dich nicht in der goldnen Flut der Trauben – in des Mandelbaums Wunderöl, und dem braunen Safte des Mohns. Sie wissen nicht, daß du es bist, der des zarten Mädchens Busen umschwebt und zum Himmel den Schoß macht – ahnden nicht, daß aus alten Geschichten du himmelöffnend entgegentrittst und den Schlüssel trägst zu den Wohnungen der Seligen, unendlicher Geheimnisse schweigender Bote.

Der Nacht Geweihte... also bitte zu Ehren Novalis‘ mal wieder den 2. Tristan-Akt hören. Und dann den ausgesprochen schönen Roman Heinrich von Ofterdingen lesen – und sei es nur, um auch hier Herrn Klingsor zu entdecken…

Mit extrem frühromantischen Grüßen

Frank Piontek

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